Jedes Kind und viele Erwachsene haben eine besondere Bindung zu ihrem Kuscheltier. Es erfordert großes Vertrauen, ein solches Plüschtier in fremde Hände zu geben. Genau das war die Grundvoraussetzung für das Fotoprojekt mit der Stadtteilbibliothek im Falkenhagener Feld.
Wie kann man Kinder für Bücher und Bibliotheken begeistern? Ganz einfach! Man zeigt, wie vielfältig die Angebote für alle Altersgruppen sind. Die Zeiten, in denen nur Bücher dort zu finden waren, sind längst vorbei. Diverse elektronische Medien für Kinder erleichtern den Einstieg in die faszinierende Welt der Bücher. Daher lag es nahe, spielerisch einen Einblick in die aktuellen Möglichkeiten der Stadtteilbibliothek im Falkenhagener Feld zu geben.
Was würden Kuscheltiere wohl unternehmen, wenn sie eine Nacht in der Bibliothek verbringen dürften? Das war die grundlegende Idee für ein fotografisches Projekt. Frau Schulze-Dau, die Leiterin der Stadtteilbibliothek im Falkenhagener Feld, war schnell von dieser Idee begeistert. Hier gibt es schon seit vielen Jahren Angebote, die den Kleinsten auf spielerische Weise die Freude an Büchern vermitteln. Die Bibliothek wird so schnell zu keinem fremden Ort mehr, sondern zu einer Erlebniswelt für die Sinne, die nicht nur Unterhaltung und Informationen bietet, sondern auch Raum für stressfreies Arbeiten.
Beim alljährlichen Stadtteilfest im Falkenhagener Feld wurden die ersten Informationen veröffentlicht. Kann das funktionieren? Werden sich genug Kinder melden, um das Fotoprojekt umzusetzen? Das Ergebnis war überraschend: Rund 30 Kuscheltiere wurden abgegeben. Einige Kinder ließen sich spontan begeistern, als sie am ersten Tag des Fotoprojekts die Bibliothek besuchten (gleichzeitig der letzte Tag, an dem ein Kuscheltier abgegeben werden konnte) und die Fotoaktion entdeckten. Schnell rannten sie nach Hause und brachten völlig außer Atem ihren Liebling vorbei.
Einige der Kuscheltiere stützten sich neugierig auf einen gut sichtbaren Buchungsautomaten in der Nähe des Eingangs. Von dort aus war es nicht weit zu den öffentlich zugänglichen Arbeitscomputern und dem vor Ort befindlichen Kopierer, der jedoch nicht ganz so genutzt wurde, wie es vorgesehen war. Sogar die aktuelle Bücherausstellung fand neugierige Besucher. Einige Kuscheltiere nutzten die Gelegenheit, sich einen Comic über ihre eigenen Abenteuer anzusehen. Andere waren von Lernrobotern für Kinder (Dash) begeistert. Ein Dash reagiert auf seine Umgebung und kann von Kindern ab sechs Jahren über Smartphone oder Tablet programmiert werden. Natürlich entspannte sich so mancher nächtliche Besucher nach all der Aufregung bei einem klassischen Brettspiel, während andere lieber eine Tonie-Box mit unterhaltsamen Liedern und Hörspielen bevorzugten.
Selbst wer noch nicht lesen kann, ist in der Bibliothek bestens aufgehoben. Das haben auch die Kuscheltiere schnell herausgefunden. SAMi, der Lesebär, wird einfach an ein Buch gesteckt und beginnt geduldig vorzulesen – so oft, wie es Kinder ab drei Jahren und Kuscheltiere mögen. Ebenso faszinierend war Tiptoi, ein interaktives Lernspiel, bestehend aus einem Digitalstift und einem Spielbrett, Buch oder Puzzle. I-Pads sind heutzutage allgegenwärtig. Manch ein Kuscheltier nutzte das Tablet für ein spontanes Selfie. Wenig überraschend fand die Zockerecke großen Anklang. An einem riesigen Bildschirm konnten die verschiedensten Spiele aufgerufen werden – und das ganz ohne Anmeldung. Schließlich hatten alle die Bibliothek für eine Nacht ganz für sich allein.
Einige entschieden sich, die spielerische Lernhilfe (LÜK) auszuprobieren, bei der Plüschtiere bis zu 15 Jahren die Richtigkeit ihrer Antworten selbst überprüfen können. Es war nicht leicht, sich darauf zu konzentrieren, da andere vor dem Kamishibai (japanisch für Papiertheater) lachend ihre Zeit verbrachten. Ein Erzähler trug lustige Geschichten passend zu wechselnden Bildern vor – fast wie Kino, nur viel persönlicher. Einige beschwerten sich über andere, die einen „Glow and Go Bot“ zweckentfremdeten, einen Roboter für die Allerkleinsten, und ihn als Fahrzeug nutzten, um wild durch die Gegend zu kurven.
Nach so viel Aufregung suchten einige ruhige Momente, um in einem riesigen Bilderbuch zu blättern. Ein besonders abenteuerlustiges Kuscheltier setzte sich sogar an die Info-Theke und fühlte sich als Chef der Bibliothek.
In der Bibliothek gibt es so viel zu entdecken – kommt vorbei und stöbert herum! Nach vielen Jahren, in denen ich mit verschiedenen fotografischen Projekten unterwegs war, war selten eines so herzallerliebst, um einen sehr lebhaften Begriff zu verwenden, wie das Fotoprojekt mit den geliebten Kuscheltieren von Kindern, die sie vertrauensvoll in fremde Hände gegeben haben. Ich kann mich nur herzlich bedanken, dass ich in der Bibliothek so frei agieren konnte. Ohne die großartige Unterstützung von Frau Schulze-Dau und auch von der Zentralbibliothek in Spandau wäre all dies nicht möglich gewesen. Daher ein ganz herzliches Dankeschön!
Für alle Kinder, die sich vertrauensvoll an diesem Foto-Projekt beteiligt haben, wird es einen Kalender mit ausgewählten Kuscheltieren für das Jahr 2024 geben. Andere Kuscheltier-Bilder sind in einer Ausstellung Anfang Dezember in der Stadtteilbibliothek zu sehen. Die Auswahl, welches der Tierchen im Kalender landet, wurde per Los getroffen, weil es einfach zu viele waren. Alle bekommen zusätzlich die digitalen Bilder ihrer Lieblinge.