Premium-Fotobuch Professional Line im Test
Die Gelegenheit war günstig. Gerade lagen eine Menge Bilder zum Thema Fantasy-Fotografie vor mir. Da waren einerseits ein paar Bilder eines Musikers und Geschichtenerzählers, der im Stil alter Renaissance-Bilder fotografiert werden wollte und dann die Bilder von Einwohnern der fantastischen Welt Magira, die z.T. auch in zwei Fantasy-Kalendern für die Jahre 2020 und 2021 aufgenommen wurden. Da kam ein Hinweis in den sozialen Medien auf einen Gutschein für ein Fotobuch von Saal-Digital aus der Reihe „Professional Line“ gerade recht. Der reguläre Preis für das dann gewählte Fotobuch wäre mir für einen Versuch mit ungewissem Ausgang doch etwas zu hoch gewesen.
Ein paar Fotobücher hatte ich bei unterschiedlichen Anbietern im Laufe der letzten Jahre ausprobiert. Sie waren aber zu unterschiedlich, um die Qualität direkt vergleichen zu können.
Der Fotobuch-Gutschein von Saal-Digital (Professional Line) in Höhe von 100,- Euro ließ mir u. a. die Wahl zwischen DIN A4 und einem quadratischen Format (30 × 30 cm). Innen hatte ich drei unterschiedliche Oberflächen zur Wahl. Die Fotopapiere in glänzend und matt kamen für mich nicht infrage, während mich der Druck in „HighEnd“ matt (ungestrichenes Naturpapier mit natürlicher Haptik als Oberfläche) sofort ansprach. Die sog. Layflat-Bindung bringt mir zusätzlich den Vorteil, beide Buchseiten wirklich flach vor mir liegen zu haben. Schlicht und edel sollte mein Buch daherkommen. Aus diesem Grund wählte ich für den Einband ein schlichtes matt-schwarzes Lederimitat. Alternativ wäre ein Acryl-Cover möglich gewesen, aber auch Leinen, Kork oder Holz-Optik als Oberfläche. Auch diese verwarf ich zugunsten des schlichten Ansatzes. Ein wenig Schrift auf dem Cover, mehr brauchte ich nicht.
Bildschirmkalibrierung
Vermutlich gibt es nur wenige Nutzer, die ihren Monitor kalibrieren. Die meisten werden lediglich an Helligkeit, Kontrast und möglicherweise auch den Farben „drehen“, um den eigenen Bildschirm individuell einzustellen. Dazu kommt noch wechselndes Umgebungslicht. Der Vergleich von Bildschirm und späterem Druckergebnis kann so zu einer unliebsamen Überraschung werden. Schnell wird dann die Schuld auf den Dienstleister geschoben. Der kann zwar manchmal auch schuldig sein, meist liegt die Ursache aber vor dem Bildschirm.
Wegen der unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten auf die Bildschirmdarstellung empfiehlt der Dienstleister eine Bildschirmkalibrierung. Folgende Daten werden erwartet:
- Die Helligkeit des Monitors sollte auf einen Wert zwischen 90 und 120 candela/qm eingestellt sein.
- Die Farbtemperatur muss auf 5.000 Kelvin (D50) eingestellt sein (abweichend von meiner üblichen Kalibrierung mir Spider, die etwas kühler ausfällt).
- Es sollte der Gammawert von 2.2 verwendet werden.
Warum kommt es zu Farbunterschieden zwischen Druck und Bildschirm? Nun, die Erklärung ist recht einfach. Am Computermonitor werden Farben aus Licht additiv gemischt. Die drei Grundfarben sind rot, grün und blau (RGB). Digitalkameras produzieren s-RGB- oder Adobe-RGB-Bilder. Letzterer Farbraum kann mehr Farben darstellen, als der sRGB-Farbraum. Gedruckt wird aber meist mit vier Farben (Cyan, Magenta, Yellow, „Black“). Hier entsteht der Farbeindruck durch subtraktive Farbmischung. Da der sRGB- und der CMYK-Farbraum nicht ganz identisch sind, kann es bei der Umwandlung von einem zum anderen zu Farbverschiebungen kommen. Darum empfiehlt Saal-Digital, die Bilder im sRGB-Modus zu nutzen (oder zu belassen), was bei den meisten ohnehin der Fall sein dürfte.
ICC-Profile
Die Professionalität von Saal-Digital als Fotobuchanbieter zeigte sich bei den ICC-Profilen. An dieser Stelle entscheidet sich, wie gut das Druckergebnis später sein kann.
Ein weiterer Einflussfaktor (neben der Bildschirmkalibrierung) für den Farbeindruck ist das bedruckte oder belichtete Material. Eigenfarbe und Struktur beeinflussen die Farbe des reflektierten Lichts. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, gibt es für jedes bedruckte Material sog. ICC-Profile. Diese bietet Saal Digital zum Download an. Einmal installiert und im Bildbearbeitungsprogramm der Wahl eingesetzt, ermöglichen sie als Softproof den Vergleich zwischen der Bildschirmdarstellung und dem späteren Druckergebnis. Eine Anpassung durch entsprechende Bildbearbeitung ist also kein Problem. Für all dies sollte man aber immer mit Kopien seiner originalen Bilddaten arbeiten! Schließlich kann es geschehen, dass die Bilder einmal für eine ganz andere Anwendung benötigt werden – mit ganz eigenen Einstellungen.
Ausführliche Informationen zum Farbmanagement gibt es im Profi-Bereich der Website von Saal Digital.
Software
Saal Digital bietet die Option, alles online zu erledigen, oder die passende Software für den Offline-Gebrauch (auch als APP für Android und MacOS) herunterzuladen. Das Programmpaket für den Computer war mir wichtig, weil ich entspannt und unabhängig von einer Online-Verbindung arbeiten wollte. Wer mag, kann sich sogar ein PlugIn installieren, um die Druckdaten als PDF aus InDesign ausgeben zu können. Rund 800 MB brachte der Installer auf die Waage. Der Umgang mit ihm war selbsterklärend. Meine Auswahl fiel auf das unbedingt Notwendige. Die vorgeschlagenen „Design-Themen“ ließ ich bei der Installation links liegen. Wer viel bunten Schnickschnack, Kitsch oder vorgefertigte Muster mag, wird da sicherlich anders vorgehen. Mir war es wichtig, bei null anfangen zu können. Vor allem deswegen, weil ich ohnehin einen schlichten Aufbau ohne Schnörkel wollte. Alle Bilder lagen im Hochformat vor. Diese sollten jeweils für sich allein wirken und trotzdem Platz für einen ansprechenden Weißraum bieten.
Ich gehöre zu den Menschen, die es erst einmal vermeiden, eine Anleitung oder gar Hinweise zuvor durchzulesen. Darum war ich gespannt, ob das ohne Probleme klappen würde. Da ich Erfahrung im Umgang mit Layout-Programmen wie Pagemaker, InDesign, QuarkXpress und Affinity Publisher habe, sollte das nicht so schwierig sein.
Bei Start der Software werden drei Optionen angeboten. Mit der leeren Vorlage liegt alles in der Hand des Nutzers. Bildgrößen, Bildplatzierung, Beschnitt und Textboxen können/müssen frei gewählt werden. Das OneMinute-Fotobuch erwartet eine Vorauswahl der Bilder, welche dann automatisch in ein gewünschtes Layout eingepasst werden. Feintuning ist anschließend möglich. Das Autolayout will dem Nutzer die automatische Positionierung beliebig vieler Bilder an die Hand geben.
Je nach gewünschter Oberfläche wird anschließend eine Doppelseite (Cover/Rückseite) oder eine einzelne Coverseite (bei Acryl) präsentiert. Im linken Bereich der Software sieht man alle Bilder des gewählten Verzeichnisses. Die Darstellungsgröße kann an den persönlichen Bedarf angepasst werden. Mit gedrückter Maustaste zieht man dann sein Wunschbild auf eine Seite und dort in die gewünschte Größe. Sehr praktisch finde ich es, dass genutzte Bilder automatisch mit einem Häkchen versehen werden, so wird die versehentliche Doppelnutzung ausgeschlossen. Im oberen Teil des Rahmens wird angezeigt, wie gut das gewünschte Bild für den Druck geeignet ist. Drehen, Spiegeln, Vergrößern oder Verkleinern sind intuitiv möglich. Wer mehrere Bilder auf der Seite platzieren möchte, kann diese automatisch so ausrichten lassen, dass sie einen gleichen Abstand zueinander einnehmen. Das ist äußerst hilfreich.
Wer sich Gedanken um die Gestaltung gemacht hat, wird das einstellbare Raster begrüßen, welches eine Platzierung von Bild- und Textrahmen deutlich erleichtert. Ein Manko ist allerdings, dass das Raster nicht ganz so magnetisch ist, wie man es sonst von Layout-Programmen kennt. Wer einen Rahmen korrigieren möchte, dem verrutscht dieser recht leicht. Das ist kein Beinbruch, müsste aber nicht sein. Ein Klick auf das „Vorschau-Auge“ zeigt dann – frei von allem Störenden – das Ergebnis der eigenen Layoutwahl.
Gewünscht hätte ich mir einen Zugriff auf meine eigenen Schriften. Die angebotenen sind doch sehr überschaubar. Wer das zusätzliche PlugIn für InDesign nutzt, hat dieses Problem (hoffentlich) nicht, weil dann alle Freiheiten des Layout-Programms genutzt werden können.
Umfangreiche Tipps zur Gestaltung von Fotobüchern finden sich auf YouTube. Besonders gefallen haben mir die sehr umfangreichen Anleitungen von Krolop & Gerst, die auch sonst sehr hilfreiche Videos bieten.
Verwirrung bei der Seitenzählung
Die größte Verwirrung bereitete mir anfangs die Seitennummerierung in der Gestaltungssoftware. Ein Buch beginnt in der Regel mit der Seite 1 immer auf der rechten Seite, das kann das Cover, aber auch eine nachfolgende rechte Seite sein. Ist die Seite 1 bei Saal Digital nun eine rechte oder linke Seite? Die PDF-Vorschau der Testseiten zeigt des Rätsels Lösung. Bei Saal Digital beginnt die Seitenzählung wirklich auf der linken Seite mit der ersten Buch-Innenseite. Nun sollte ein Buch dort niemals bedruckt werden. Wer bewusst die „Professional Line“-Variante wählt und dann an den Einzelseiten sparen will, um jeden Freiraum zu nutzen, der macht hier etwas grundlegend falsch. Ein Kapitelstart sollte ebenfalls auf einer rechten Seite erfolgen. Hat man diese kleine Hürde der Verwirrung genommen, geht der Rest der Platzierung dann erfreulich einfach. Alle rechten Seiten sind gerade Seiten.
Fazit
Nach nur zwei Tagen Wartezeit brachte der Postbote mir das gewünschte Fotobuch. Eine Woche sollte es eigentlich dauen, was auch völlig okay gewesen wäre. Verpackt war es in einem stabilen Karton und dann noch einmal in einer weichen Polsterfolie.
Vom Ergebnis des matten „HighEnd“-Drucks war ich positiv überrascht. Natürlich sind die Farben nicht so leuchtend kräftig wie bei einem Hochglanz-Produkt, aber genau deshalb habe ich mich ja für die matte Variante entschieden. Spiegelungen und Fingerabdrücke schmälern zudem schnell den positiven Eindruck eines glänzenden Papiers. Matte oder seidenmatte Materialien versuchen einen Kompromiss zu finden. Der von mir bewusst ausgewählte matte „HighEnd“-Druck auf sehr kräftigem ungestrichenem Papier in einer Layflat-Bindung hat mich vollständig überzeugt. Die Nutzung des ICC-Profils hat sich bewährt. Wer also wirklich ein edles Produkt haben möchte und die Ausgabe von etwas mehr Geld als üblich nicht scheut, der wird nicht enttäuscht werden.
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