Figürliche Objekte standen bei den letzten Versuchen im Vordergrund, mit Hilfe der textbasierten Bilderstellung ein Ergebnis zu erzielen. Nun versuche ich mich der mittelalterlichen Buchillustration zu nähern. Illuminierte mittelalterliche Schriften begeistern noch heute. Alte Handschriften geben über ihre Illustrationen einen Einblick in die damalige Zeit. Wer kennt nicht das berühmte Book of Kells?
Illustrationen waren nicht nur einfaches, dekoratives Beiwerk. Sie hatten die Aufgabe, Geschichten zu visualisieren. Diese Funktion stand Anfangs eindeutig im Vordergrund. So bildeten Bild und Text eine fast untrennbare Einheit. Erst später verbreiteten sich rein dekorative, ornamentale Elemente. Genau diese ornamentalen Elemente, die auch allein eine ganze Seite füllen können, wollte ich mit Stable Diffusion erstellen. Eine Blüte erlebten ornamentale Elemente in der Zeit des Jugendstils (Art Nouveau in Frankreich). Ihre geometrischen und schwungvolle Ranken, Wellen und Rahmen begeistern noch heute. Florale Muster stellten einen bewussten Bezug zur Natur, aber auch zu Märchen und Mythologie her, womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema Fantasy wären. Der Jugendstil schöpfte mit vollen Händen aus den vergangenen Epochen wie Gotik, Renaissance, Barock oder Romanik und stellte sie idealisiert dar.
Die Gestaltung der Illuminierten Handschriften war im westlichen Europa untrennbar mit dem umgebenden Kulturraum verbunden. Die große stilistische Vielfalt aus dem frühen Mittelalter kommend veränderte sich stetig. Erst mit der Romanik trat eine Annäherung der Stile ein, die einen fast gesamteuropäischen Stil entstehen ließ.
In der Antike bis in die ersten Jahrhunderte nach Christus waren Pergamentblätter und Papyrusrollen das Medium, auf dem geschrieben und gemalt wurde. Das Zusammenfügen einzelner Blätter zu einem Buch führte zu einer anderen Art der Betrachtung und in der Folge natürlich der Art, wie Zeichnungen in den Text eingefügt wurden.
Mit der Einführung von Papier und unterschiedlichen Drucktechniken veränderte sich die stets individuelle Illustration zu einer beliebig reproduzierbaren Form. Das Massenmedium Buch konnte nun von allen Menschen in die Hand genommen werden.
Das spannende bei den Versuchen, mithilfe von künstlicher Intelligenz, genauer mit der Software Stable Diffusion, mich der alten Form der Buchmalerei zu nähern, ist die fehlende Perfektion bei immer neuen, niemals wiederholbaren Ergebnissen.
Weitere Ergebnisse finden sich in der Galerie zu den Buchillustrationen